Die spannende Reise ins Ungewisse

… geht weiter. Nachdem wir als Familie endlich vereint waren, fing ein neuer Lebensabschnitt an. Und dieser hieß für die erste Woche zu dritt: Schauen, dass es dem kleinen Mann gut geht und er sich akklimatisiert. Zum Glück war er schnell zu überzeugen, denn die neue Wohnung voller Spielsachen und Bücher sollte zu einem aufregenden neuen Zuhause werden. Doch viel Zeit würde fürs Spielen nicht bleiben, denn jede Woche war leider voller Termine.

Und uns wurde bewusst, dass wir schleunigst ein eigenes Auto brauchen, denn ohne ist die Distanz überhaupt nicht zu decken. Für die ersten beiden Wochen alleine und auch die anfänglichen Tage zu dritt hatten wir ein Automobil geliehen. Ein Fahrzeug zu mieten ist ebenfalls ein Abenteuer, wenn man keinerlei Vorerfahrung in dem Land hat. Zunächst ist es nicht unüblich, dass man auf den Mann im Mietladen mindestens 30-50 Minuten wartet, und das bereits während der Öffnungszeiten. Womit dieser sich beschäftigt hatte, wissen wir bis heute nicht. Und dann muss man schauen, dass alles im Preis enthalten ist, eine Versicherung abschließt und das Auto möglichst heile wieder zurückbringt.

Doch das ist leichter gesagt als getan, denn die ramponierten Straßen und die provisorischen Parkplätze aus Sand und Schotter bereiten jedem Mietautobesitzer Angst. Auch uns war das Herz in die Hose gerutscht, als wir über einen Beton-Gully-Abfluss mitten auf dem Weg gefahren sind. Anders kann ich dieses monströse Ding nicht beschreiben. Zum Glück war das Auto noch Heile, da es über einen Unterbodenschutz verfügte. Somit wussten wir: Ein eigenes Auto muss her, aber nicht nur irgendeins, sondern ein stabiler Monstertruck, der es mit den zypriotischen Straßen aufnehmen kann.

Kleines Land, – große Fahrzeuge und KEINE Regeln

Hier auf Zypern gilt: Ohne Auto bist du aufgeschmissen. Obwohl wir in nur 300 Meter Entfernung einen kleinen Supermarkt haben, ist dies nicht unser einziges Ziel. Und wenn wir ohnehin beim Thema Einkaufen sind: Es gibt keinen Laden für alles. Hier muss man im Voraus gut planen und eine Liste erstellen, denn es kann schon mal vorkommen, dass man zu fünf bis sechs unterschiedlichen Läden fahren muss. Schmerzhaft war die Nachricht, dass Amazon nicht wirklich eine günstige Option ist, denn die Versandkosten liegen immer zwischen 60 und 80 Euro. Wen wundert es eigentlich? Zypern ist und bleibt eine Insel.

Das soll an dieser Stelle keine Beschwerde sein, denn eigentlich sollten alle da draußen lieber kleine Unternehmen und Familienbetriebe unterstützen und nicht diesen Giganten. Im Umkehrschluss hieß das anfangs für uns, dass wir teilweise die ganze Stadt absuchen mussten. Denn viele, insbesondere kleine Läden, waren in der heißen Wüste nicht mit Google Maps anzutreffen. Und schnell wurde uns klar, dass wir nicht losstürmen können, sobald uns etwas in der Wohnung fehlt. Stattdessen müssen wir planen und warten, bis wir alle Läden auf einmal abfahren können. Sprit ist hier zwar günstig, sehr sogar, aber die Fahrten sind teilweise der Horror. Zypern ist ein kleines Land und Paphos, – obwohl eine Stadt – wirkt wie ein Dorf und alles ist nah beieinander. Doch selbst bei nur sechs Kilometern Entfernung benötigt man gute 15 bis 20 Minuten.

Denn die Straßen sind enge, unebene Wüstenstrecken, die einen dazu zwingen, langsam zu fahren, sich einen durch verwinkelte Gassen zu bahnen oder an vielen unnötigen Ampeln anzuhalten. Das Schlimmste allerdings sind die suizidgefährdeten Fahrkünste einiger Menschen da draußen. Und daran muss man sich gewöhnen, dass andauernd gehupt, geflucht und NICHT geblinkt wird. Da würden sich jetzt bei jedem die Zehennägel verbiegen, aber das ist hier eine WAHL und keine Pflicht.

Dies teilte mir ein älterer deutscher Herr, den ich bei einer meiner Physiotherapie Stunden kennenlernen durfte. Aus München stammend, war er in seiner Zweitheimat Paphos mit seinem Motorrad unterwegs und eine Frau fuhr auf ihn zu. Dabei behauptete sie dreist, sie hätte ihn nicht gesehen. Fahrerflucht beging sie auch und nur dank seines guten Gedächtnisses konnte man sie finden und zur Rede stellen. Dass bei diesen lauernden Gefahren zudem Linksverkehr herrscht, macht es nicht gerade weniger aufregend. Aber dann muss man besser aufpassen und sich an seine eigenen Regeln halten, wenn es andere nicht tun.

Der Linksverkehr war für meinen Mann, der jeden Tag dem Verkehr trotzt, womöglich die größte Hürde bislang. Keineswegs möchte ich mit ihm tauschen, denn noch kann ich hier nicht damit reisen und selbst wenn, wäre unser jetziges Auto zu groß für mich. Aber bald werde ich auch fahren, sobald ich den Führerschein neu habe, nachdem zehn Jahre seit der letzten Autofahrt vergangen sind.

Die Katze im Sack gekauft?

Der Autokauf gestaltete sich als einfach, zumindest auf dem ersten Blick. Dafür mussten wir nur eine unserer Goldmünzen eintauschen. Selbstverständlich tauschten wir diese erst gegen Geld um. J Doch es ist eine ulkige Vorstellung, sich ein Auto von einer Goldmünze zu kaufen. Für 1600 Euro ergatterten wir einen riesigen Hondajeep, der aber das beste Auto für die zypriotischen Straßen ist. Wer das Gegenteil behauptet und meint, er müsse sich ein teures Auto gönnen: Nur zu; die sandigen Parkplätze mit versteckten Metallplatten warten voller Freude auf dich.

Das sage ich so selbstsicher, aber wir sind alle anfangs naiv. Genauso wie wir beim Autokauf. Versteht mich nicht falsch, wir haben den besten Deal gemacht, doch hatte man uns nicht ausführlich informiert. Dass die Türen rostig und laut sind oder dass das Dachschiebefenster jetzt wohl für immer klemmt, sind einige störende Details, die wir gekonnt ignorieren. Genauso wie den Fakt, dass sich das Auto von alleine nach nur zwei Minuten absperrt. Wie lästig das ist, wenn ich den Kinderwagen ein- und auslade, Einkäufe ein- und ausräume oder selber einsteigen möchte, könnt ihr euch vorstellen. Vielleicht sollten wir das mal überprüfen lassen. Das gehört zum Repertoire: Dinge, die wir machen sollten aber immer vergessen, daran zu denken.

Beim ersten Problem in derselben Woche sind wir sofort zum TÜV. Behoben und gleich das Prädikat erhalten: alles TOP. Beim zweiten Problem ein paar Tage später: Reifenpanne mitten in der Wüste oder wie die Zyprioten sagen: auf einer berühmten Schnellstraße. Halb so wild, wenn man gerade sein Kind vom Kindergarten abholen möchte. Aber zum Glück war er dort wohlauf und nicht mit uns im Auto, um 14h00 bei 34 Grad gefangen. Der zypriotische ADAC kam nach nur 30 Minuten und war entsetzt zu erfahren, dass der Ersatzreifen hinten mit Nägeln übersät und somit überhaupt nicht zu gebrauchen war. Ups – hätten wir mal lieber gleich einen Blick darauf geworfen. Obwohl er niemanden mitnehmen durfte, so handelte er gegen das Gesetz und nahm uns mit auf die Suche nach einer Werkstatt mit Reifen. Eine Odyssee begann, da viele Läden aufgrund des Urlaubs zu hatten und wir außerhalb von Paphos fündig wurden.

Dort wurden gleich alle vier Reifen ausgetauscht sowie der fünfte Ersatzreifen. Alle vier aus dem Grund, weil sie uralt waren und kaum Luft drin war. Das merkten wir nach dem Austauschen sofort beim Einsteigen sowie beim Fahren. Insgesamt zwei Stunden und 220 Euro später konnten wir unseren Sohn abholen.

Beim dritten Problem verlor das Auto Kühlflüssigkeit und wir konnten den kleinen Mann nicht in den Kindergarten bringen. Die Zyprioten lassen sich hier Zeit für fast jede Art von Dienstleistung.

Zwei Monate später ist alles intakt, aber wer weiß, was dieser Monstertruck noch für Überraschungen für uns bereithält.

Wie entspannt man nach solchen Schockmomenten?

An diesem Wochenende nach einer harten Woche machten wir den ersten Ausflug ans Meer, was nur fünf Minuten mit dem Auto dauerte. Für unseren kleinen Mann natürlich ein bahnbrechendes Ereignis, das eine Mischung aus Begeisterung und Skepsis hinterließ. Der Sand war ihm willkommen, selbst auf nackter Haut, doch die Wellen, die an diesem Tag stark und hoch waren, jagten ihm Angst ein. Aber man sollte nicht zu viel vom ersten Mal erwarten, also gaben wir ihm Zeit und seine Meinung sollte sich auch sehr bald ändern. Fürs Erste war der Sand und die angenehme Meeresluft eine willkommene Abwechslung zur klimatisierten Wohnung, die uns vor der prallen Sonne und brennenden Hitze Schatten und kühle Luft spendet.

Ab der kommenden Woche sollte ein größeres Abenteuer beginnen, nämlich der erste Kita-Besuch und der Termin für die Immigration.

Bleibt dran, denn es werden weitere spannende Berichte folgen. Und wenn ihr mehr Details wissen wollt oder einfach nur Fragen habt, schreibt uns gerne unter: thomasbork@schlau-durchs-leben.de

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