Auswandern trotzt Corona - die Hürden

Kinder mehrsprachig erziehen

Unser kleiner Mann geht in eine britische Kita, da er bilingual aufwächst. Dort sind aber glücklicherweise eine Vielfalt an Nationalitäten vorhanden, sodass er mehr als Englisch kennenlernen wird. Wir hatten Glück, denn das war die einzige Kita, die wir in Deutschland angeschrieben und sich nicht nur als Einzige zurückgemeldet, sondern auch einen Platz zur Verfügung hatte. Zu Corona Zeiten ist das kein Selbstverständnis mehr, also waren und sind wir mehr als dankbar. Dafür, dass es eine private Einrichtung ist, kostet es nicht die Welt und das erfreut uns ebenfalls ungemein. Doch das Wichtigste ist der erste Eindruck und noch vielmehr die Erfahrung, die er dort machen wird.

Tag 1 war der Schlimmste, aber die Eingewöhnung sah dank Corona etwas anders aus. Die erste Woche sollte er für eine Stunde täglich reinschnuppern. Dass bei jeder Trennung ein Geschrei losging, ist nur verständlich. In der zweiten Woche erhöhten wir auf drei und bis Ende August durfte er vier Stunden dort verweilen. Zu unserer Freude gewöhnte er sich schnell an die freundlichen Damen und die hyperaktiven Gleichgesinnten. Immerhin kam und kommt er weiterhin jeden Tag verschwitzt und dreckig nach Hause. Schließlich sagt man, dreckige Kinder sind glückliche Kinder. Manchmal weigert er sich morgens die Wohnung zu verlassen, aber sobald er dort ist, wird dem Papa mit dem Rücken zugewandt gewunken. Also so schlimm kann das gar nicht sein.

Mittlerweile geht er täglich für sechs Stunden hin. Der einzige Nachteil: Dort schläft er nur 20 bis 30 Minuten, sodass es zu Hause ein zweites Nickerchen gibt. Aber das wird sich bestimmt legen, sobald draußen angenehmere Temperaturen herrschen und er sich akklimatisiert hat.

Funktioniert Bürokratie anders?

Das Klima ist nicht das Einzige, dass man anfangs überwinden muss. Auch die Behörden machen es einem nicht unbedingt leicht. Als wir die Firma auf Zypern gegründet hatten, mussten wir einen bestimmten Betrag dafür bezahlen und dafür bekamen wir Unterstützung von einer Kanzlei und einem Steuerberater. Dies war extrem hilfreich für den Anfang und wir uns zumal damit gar nicht auskannten. Die Kanzlei und der Steuerberater betreuen uns weiterhin, die Quartalskosten sind überschaubar und wir können uns entspannt unserer Arbeit widmen. Doch man muss noch viel mehr abwickeln, wenn man hier wirklich sorgenfrei leben möchte. Auch dafür kann man bereits vor der Auswanderung eine Summe bezahlen und dies für einen erledigen lassen. Doch wir wollten uns alleine dem Ganzen stellen und sind im Nachhinein froh.

Denn einige Dinge kann man ebenfalls ohne Hilfe sehr gut bewältigen und spart dafür einen ordentlichen Betrag. Wem allerdings ein paar behördliche Gänge zu viel sind, kann die Unterstützung in Anspruch nehmen. Der erste Schritt, den man nach der Ankunft auf Zypern erledigen muss, ist der Antrag auf den Yellow Slip. Ähnlich wie der Greencard in den USA. Dieser erlaubt es einem für 15 Jahre auf Zypern zu leben und Zypern sein Zuhause nennen zu dürfen. Um diesen zu beantragen, muss man sich für einen Termin anmelden. Das „Immigration and Alien Unit“ in Paphos ist gut versteckt und Parkplätze sind Mangelware. Dort angekommen erwarten einen auch ein paar Überraschungen.

Der Infoschalter kann teilweise für 30-40 Minuten ohne Ankündigung geschlossen sein. Für die Terminanmeldung benötigt man die Ausweise aller Personen, die man registrieren möchte. Wir waren so schlau und hatten den Reisepass unseres Sohnes vergessen. Also schrieb die nette Empfangsdame unsere Namen auf und teilte uns einen Zettel aus für die Vorstellung. Dann erlaubte sie einem, von uns nach Hause zu fahren, um den Reisepass zu holen und den Kindsnamen nachträglich einzutragen. Ich blieb dort, mein Mann trat die Rückreise an und nahm die anderen Dokumente intuitiv mit. Zum Glück wohnen wir nur 15 Minuten entfernt. Wie im letzten Blogartikel jedoch erwähnt, können sich selbst die kleinsten Strecken in einen Höllenausflug verwandeln, wenn man verkehrstechnisch Pech hat. 30 Minuten später kam er mit dem Reisepass an, musste aber erneut nach Hause fahren, um die Dokumente zurückzuholen. Wir konnten nicht wissen, dass sein Name auf genau das gleiche Papier eingetragen werden muss. Der Termin, den man uns vergab, ist ebenfalls nur auf diesem einem Stück Papier hinterlegt. Weder elektronisch noch schriftlich in irgendeinem Buch vermerkt.

Und so verbrachten wir unnötige drei Stunden für eine Anmeldung. Man warnte uns nebenbei vor dem eigentlichen Anmeldungstermin, bei dem vier bis fünf Stunden Wartezeit die Regel sind. Hier auf Zypern lässt man sich Zeit.

Dürfen wir endlich bleiben?

Am 13. August sollte unsere Registrierung stattfinden, obwohl uns alle beruhigten, dass man dafür ein paar Monate warten musste. Am Ende kann man sich auf nichts verlassen. Schnell mussten die dafür nötigen Dokumente noch rechtzeitig vorbereitet werden. Kopien, Urkunden, Apostillen etc. Alles wurde akribisch bereitgestellt und zusammengetragen. Als wir jedem von der frohen Kunde berichteten, machte man uns keine Hoffnung. Denn alle mussten bislang mehrere Durchgänge erleiden, weil die Behörden mit irgendeinem Dokument nicht zufrieden waren oder etwas noch fehlte. Aber das bereitete uns keineswegs Sorgen, denn wir waren uns sicher, alles beisammen zu haben.

An dem besagten Tag waren es ungelogen fünf Stunden, die wir auf dem Amt verbringen durften. Und das bei der Hitze mit einem hyperaktiven Kleinkind. Wir lernten aber wenigstens nette Menschen und potenzielle Kunden für unsere Firma kennen. Das Schicksal meinte es gut mit uns. Weniger gut, als wir dann aufgerufen wurden. Bei der Sichtung der Unterlagen stellte man fest, dass die Kopie meines Ausweise einen Tick zu dunkel war. Na ja, gibt wohl schlimmere Gründe einen Erstantrag abzulehnen. Aber es fehlten noch die Originale vom Steuerberater und eine Kopie des Mietvertrages sowie der Stempel unserer Firma. Außerdem fehlte ein Antrag pro Person.

Hier muss man den Fehler der Behörde betonen, die uns bei der Anmeldung für den Termin nur ein Formular austeilte. Es war bereits 11h00 und man gab uns genau eine Stunde Zeit, das alles nachzureichen, sonst müssten wir einen erneuten Termin vereinbaren. Da wir, schon seit 08h00 dort gewartet hatten, nahmen wir die Herausforderung an. Wir mussten schnell und überlegt handeln, also rief ich das Büro des Steuerberaters. Dort befanden sich die Originale und ich bat darum, ein paar Kopien anzufertigen und mich dort kurz aufzuhalten, um ein paar Formulare auszufüllen. Mein Mann fuhr uns dahin, während er die Reise nach Hause antrat, um den Firmenstempel zu holen. Es war definitiv aufregend, mit einem Kleinkind in einem Steuerbüro zu kopieren, Dokumente auszufüllen und schauen, dass er keine Geräte kaputtmacht.

Genau fünf Minuten vor 12 schafften wir es rechtzeitig zum Amt und durften uns erneut vorstellen. Lustigerweise war die Dame an einigen Kopien, für die sie mich eine Stunde zuvor noch ermahnt hatte, gar nicht mehr interessiert. Behörden sind wirklich eine Welt für sich. Aber wir hatten Glück, denn die Frau nahm ein paar Fotos von uns und eine Stunde später hielten wir die gelben Dokumente in unseren Händen. Was für eine Erleichterung, auch wenn wir dafür schweißgebadet, erschöpft und hungrig waren. Doch mit einem Kleinkind als zusätzlicher Stressfaktor darf man solche Termine wirklich nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Kleiner Tipp am Rande, bei dem man unnötige Fahrten spart: Tragt die gelben Papiere immer bei euch, denn ihr werdet sie in den ersten Wochen und Monaten öfters gebrauchen. Und macht davon ebenfalls reichlich Kopien. Die Ämter werden viele davon benötigen.

Reise zur Belohnung

An diesem Wochenende zur Belohnung machten wir einen Ausflug zu den sogenannten „Tomb of the Kings“. Allerdings erwarten einen leider nicht irgendwelche Könige oder imposanten Gräber. Stattdessen gibt es eine Wüste ohne Schatten, ein paar Säulen unter der Erde, versteckte und verwinkelte Treppen sowie Sand und Hitze. Was für eine unbeschreibliche Bullenhitze um neun Uhr morgens. Dass das Handy 30 Grad anzeigte, war zunächst nicht zu glauben. Doch mit jedem Schritt spürten wir die heißen Wellen und waren froh, gegen 10h30 draußen zu sein. Da waren wir selbst schuld, die Hitze auf Zypern unterschätzt zu haben.

Selbst im Untergrund bei den verstorbenen Adligen war es zwar schattig, aber nicht weniger heiß. Und das, obwohl wir es gut meinten, vor 11h00 etwas von der Stadt und ihren Schätzen zu erkunden. Ein paar Gräber konnten wir uns antun, aber die restlichen müssen noch weiter schlummern, bis wir die gigantische Ausgrabungswüste an einem kühleren Tag erneut besichtigen können. Und wir hatten uns schon gewundert, warum nur ein Auto auf dem Parkplatz war, als wir den Ort verließen. Eine Lektion mehr im Leben gelernt.

Hier sind ein paar Eindrücke dieses beliebten Ausflugsziels.

Im nächsten Blogbeitrag folgen weitere Hürden, die sehr unterhaltsam sind.

Auch hier gilt, wenn ihr Fragen zu den ganzen Anmeldungen, Formularen etc. habt, könnt ihr euch gerne bei mir melden und ich verrate euch die Details, die ich hier so nicht aufzählen darf ;). Aus rechtlichen Gründen versteht sich.

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